Die Ausstellung „Bless my homeland forever“, kuratiert von Ioana Marinescu und Karoline Mayer, war im September und Oktober 2010 in der Kunsthalle Exnergasse in Wien zu sehen.
Mit den Künstler*innen:
Künstler/innen: A2 company (Alit Kreiz / Anton Mirto), Javier Bernasconi / Omar Estela / Marcelo Montanari / Marcela Oliva / Luciano Parodi, Stefan Constantinescu, Yael Farber, Lamia Joreige, Werner Kaligofsky, Ioana Marinescu, Karoline Mayer, Lucia Nimcova, Rastko Novakovic / Ger Duijzings, Cora Piantoni, Nada Prlja, Susan Silas
“The Sound of Music” ist einer der zehn erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Er hat bisher ein Publikum von weltweit ungefähr 1.2 Milliarden Menschen erreicht und 5 Oscars und 2 Golden Globes gewonnen. Heute, mehr als 40 Jahre später, setzt sich sein Erfolg fort.
Der Film hat das Bild Österreichs im Ausland nachhaltig geprägt, indem er es als schönen Landschaftshintergrund für ein naiv-kreatives, fröhliches Völkchen portraitiert, welches dem „Anschluss“, wenn nicht aktiv unterstützend, dann zumindest gleichgültig gegenübersteht. In Österreich selbst war der Film ein Flop und ist bis heute beinahe gänzlich unbekannt geblieben.
Der Gegensatz zwischen dem großen internationalen Bekanntheitsgrad des Filmes und der totalen Ablehnung in Österreich kann nur als bizarre Manifestation des österreichischen Unwillens verstanden werden, sich mit einer Version der Vergangenheit auseinanderzusetzen, die nicht dem eigenen Selbstbild angepasst wurde. Die beiläufig ehrliche Darstellung Österreichs nationalsozialistischer Vergangenheit war und ist ganz einfach ein Affront für ein Volk, das mit aller Kraft versucht, zu vergessen.
Dieser Gegensatz wirft unweigerlich die folgenden Fragen auf:
Inwieweit ist unsere Identität vom Bewusstsein über unsere Geschichte geprägt?
Um die Zukunft annehmen zu können, müssen wir die Vergangenheit verstehen, und wie uns diese geprägt hat?
Wie legitim ist andererseits die Redensart „vergeben und vergessen“?
Es ist ein natürlicher menschlicher Prozess, unangenehme Tatsachen aus dem Gedächtnis und damit aus dem Selbstbild auszublenden. Gleichzeitig illustriert vor allem zeitgenössische Kunstpraxis klar unser Bedürfnis, herauszufinden, wo wir wirklich herkommen. Die Ausstellung wirft diese Fragen in einem internationalen Kontext auf, indem sie die Bedeutung dieses Projekts gerade durch die Präsentation in Österreich hervorhebt – einem Land, das für seine problematische Position hinsichtlich seines Verhältnisses zur eigenen Vergangenheit bekannt ist.
Geschichte und deren Wiedergabe, Erinnerung und der Prozess des Gedenkens und ihre Auswirkung auf unser Verständnis von (nationaler) Identität sind die gemeinsamen Themen in den verschiedenartigen internationalen Projekten, die an dieser Gruppenausstellung teilnehmen. Künstler/innen aus zwölf Ländern zeigen Projekte, die sich einer Vielfalt von Medien als Werkzeug zur Ergründung der Vergangenheit und deren Einfluss auf uns bedienen: unter anderem Fotografie, Film, Theater, Installations- und Performancekunst und sogar ein Pop-up Buch.
Foto: Bless my homeland forever © Ioana Marinescu